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Juri Elperin hat 100 der besten Werke russischer Literatur ins Deutsche übertragen. Seine Übersetzungen wurden von Generationen im deutschsprachigen Raum gelesen.
Juri wurde 1917 als Kind russisch-jüdischer Eltern im Schweizer Davos geboren. Er wuchs im Berlin der Weimarer Republik auf, floh vor dem Naziregime zuerst nach Frankreich und danach in die Sowjetunion. Juri kämpft als Rotarmist gegen den Faschismus und wird danach zum wichtigsten Übersetzer russischer Literatur ins Deutsche. Juri's Leben ist beispielhaft für die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Heute wohnt der Juri wieder in Berlin und ist fast 100 Jahre alt.
Ein Film von Grigory Manyuk und Manfred Wiesner
Der 1917 in Davos in eine weltliche, intellektuelle jüdische Familie geborene Juri Elperin - “der Übersetzer” - reflektiert seine Lebensgeschichte als seine Reise durch Europa vor dem Hintergrund der großen historischen Ereignisse des 20. Jahrhunderts.
Durch die Revolution in Russland, verbringt Juri mit seiner Familie seine frühen Jahre in der blühenden Stadt Berlin während der Weimarer Republik . Der bahnbrechende Theaterregisseur Max Reinhardt, der zu den intellektuellen Freunden seiner Eltern gehörte, war für den damals kleinen Jungen eine inspirierende Persönlichkeit. Als 1933 Hitler an die Macht kam, musste die Familie nach Paris fliehen, wo Juri das Gymnasium besuchte, bald schon aber mussten sie in die Sowjetunion.
Nach Ausbruch des zweiten Weltkrieges verhört Juri deutsche Offiziere für den russischen Geheimdienst im Speziallager von Krasnogorsk.
Er sehnt sich nach seiner Heimat – Deutschland - und findet die Heimat in der Sprache:
„Hitler’s Regime hat mir fast alles genommen, aber nicht die Sprache und sie ist für mich der Inbegriff von Deutschland; die Sprache, konnte er (mir) nicht nehmen.“
Nach dem Ende des Krieges trat Juri Elperin eine Stelle als Dozent für Lexik und Phonetik der Deutschen Sprache an der Hochschule für Fremdsprachen in Moskau an.
Als Stalin’s “wurzellose” anti-„Kosmopoliten“ Kampagne startet, muss der mittlerweile hoch renommierte Juri zusammen mit anderen jüdischen und westlich orientierten Intellektuellen in das „Dorf der Schreiber“ Peredelkino ziehen. In diesem kleinen Dorf –mittellos - startet Juri Elperin mit fast 40 Jahre seine Karriere als literarischer Übersetzer.
Über 150 moderne und klassische russische Werke konnten so durch seine Übersetzungen eine deutsche Leserschaft finden, er wurde mit dem Nationalpreis ausgezeichnet und genießt einen hohen literarischen Ruf.
Die Elperin’s konnten sich ein lebendiges Zuhause in Peredelkino einrichten, wo die Familie in der Gesellschaft von kulturellen und intellektuellen Freunden geistig wachsen konnte. Unter ihnen war der Autor von “Dr. Schiwago” – Boris Pasternak und die resolute Journalistin Elfie Siegel, der wir später im Film begegnen. Juri’s Tochter sagt später: „Außerhalb dieses Hauses, haben wir uns in Russland immer fremd gefühlt“. Als 2000 das Haus der Familie niederbrannte, verließ die Familie Russland und kehrte nach Berlin zurück.
Alte persönliche Bilder werden im Film mit der Zitaten von Juri Elperin’s übersetzten Werken verknüpft.
Wir begleiten den Professor zu seiner Ehrung auf die Universität Basel im Jahr 2010 und bei der Arbeit mit seiner Assistentin an einem neuen Buch. Anekdotische Geschichten von den intellektuellen Umfeld des Übersetzers geben einen Einblick in sein Arbeitsleben.
Als wir schließlich Juri mit seiner langjährigen Ehefrau Tee trinken sehen, realisieren wir, dass der Film letztlich ein Film über das Alter ist. Es ist eine Dokumentation über einen alten Mann, der auf sein Leben zurücksieht und es feiert.
Eine inspirierende Geschichte über einen Mann, der immer nach vorne gesehen hat und nie aufgegeben hat. Am Ende des Films bekennt Juri:
„Erst wenn man älter wird, lernt man die Zeit zu schätzen; dann, wenn es bereits vorbei ist. Aber
das heißt nicht, dass wir nicht die Zeit nutzen sollten, die uns noch bleibt. Man sollte: Jeden Tag und
jedes Jahr nutzen. Wir sollten das Licht, das Leben genießen und alles was möglich ist genießen…”